Kurt Haug und Gerhard Bernecker erinnern sich gerne an ihre Zeit bei den Stadtwerken Mühlacker zurück. Die rüstigen Rentner haben die Umwandlung der Stadtwerke Mühlacker in eine GmbH erlebt und im Laufe der Zeit auch viele weitere Veränderungen mitgemacht.
Kurt Haug hat bei den Stadtwerken Mühlacker seit dem Jahr 1973 im kaufmännischen Bereich gearbeitet. Zuletzt war er kaufmännischer Abteilungsleiter, bevor er sich im Jahr 2004 aus dem Arbeitsleben verabschiedete. Gerhard Bernecker hat im Jahr 1965 als Ableser bei den Stadtwerken angefangen. Er kam später zur Verbrauchsabrechnung, ehe er im Jahr 2000 in den Ruhestand eintrat.
Die Einführung der Elektronischen Datenverarbeitung (EDV) ist Kurt Haug besonders in Erinnerung geblieben. Im Herbst 1972 wurde zusammen mit der Stadtverwaltung eine sogenannte Anker Wortmaschine angeschafft. Das riesige Gerät wurde mit einem Kran durch ein Fenster in das Alte Rathaus bugsiert.
Alte Technik - neue Technik
„Das Treppenhaus war so eng, dass die Maschine nicht durchgepasst hat“, erklärt Kurt Haug. Von leistungsstarken Rechnern für jeden Arbeitsplatz oder gar handlichen mobilen Endgeräten, wie es heute selbstverständlich ist, war man damals noch sehr weit entfernt. Stattdessen gab es für die Wortmaschine Karten mit Magnetstreifen für jeden Kunden. „Ich habe täglich die Rechnungsbuchungen, also Sollstellung und Zahlungseingänge, verbucht“, berichtet er über seine damalige Aufgabe. „Man musste nichts addieren, man hat gleich die Summe gehabt.“ Damals wurden auch noch monatlich die Zähler abgelesen. Dafür gab es eine separate Karte, in die der Zählerstand mit einem Graphit-Stift eingetragen wurde. Diese Karten wurden dann zum Auslesen nach Ludwigsburg in ein Rechenzentrum transportiert. Die daraufhin erstellten Rechnungen wurden noch von den Ablesern ausgetragen. „Damals waren wir zwei Ableser für Dürrmenz und Mühlacker“, berichtet Gerhard Bernecker aus seiner Anfangszeit. „Wenn wir fertig waren mit ablesen, haben wir auch noch kassiert.“ Erst in den 1980er Jahren wurde eine leistungsfähigere Anlage angeschafft, die dann die Verbrauchsabrechnung direkt im Hause möglich machte. Trotzdem brauchte die Maschine mehrere Stunden, um die Daten zu verarbeiten.
Immer viel los bei den Stadtwerken
Kurt Haug kann sich auch noch daran erinnern, dass es bei der Umwandlung der Stadtwerke zur GmbH einige Hürden zu überwinden gab. Dazu gehörte das Flusskraftwerk in Mühlacker, an dem die Stadtwerke ursprünglich zur Hälfte beteiligt waren. „Im Zuge der Umwandlung haben die Stadtwerke das Kraftwerk komplett übernommen“, sagt Haug. Für die GmbH galt es auch einen Aufsichtsrat zu bilden. Haug wurde damals von der Belegschaft als einer von zwei Arbeitnehmervertretern gewählt. Die bisherige Belegschaft sei damals komplett in die GmbH übernommen worden. „Es gab ja Bedarf“, sagt Kurt Haug. „Die Expansion war vorhersehbar.“ Beide erinnern sich, dass durch die anstehenden Eingemeindungen viel Arbeit auf die Stadtwerke zukam. So mussten überall neue Zähler gesetzt werden. Zudem wurden die Ortsteile nach und nach ebenfalls an die Bodenseewasserversorgung angeschlossen. Kurt Haug erinnert sich noch an den Leitungsbau in Richtung Großglattbach und Mühlhausen. Auch an die Übernahme des Hallenbades erinnern sich Kurt Haug und Gerhard Bernecker. „Seinerzeit war steuerlich erforderlich, einen Bezug zu den Stadtwerken herzustellen“, erklärt Kurt Haug. „Das wurde mit dem Blockheizkraftwerk erreicht, das die Wärme für das Hallenbad erzeugt und den Strom für die Stadtwerke.“
Aktive Belegschaft
Was es auch früher schon gab, waren besonders sportliche Mitarbeiter. „Wir haben gegen andere Vereine gespielt und bei Firmenturnieren“, berichten die beiden Männer über die damalige Fußballbegeisterung. „Wir haben einen ganzen Schrank voller Pokale gehabt.“ Auch die Gründung einer Kegelgruppe fiel in diese Zeit. „Wir spielen heute noch“, sagt Gerhard Bernecker. „Und Skat-Turniere haben wir auch gemacht“, ergänzt Haug. Etwa alle 14 Tage treffen sich die Senioren auch heute noch zum Kegeln. Einen Rentnertreff gibt es außerdem, wo die Ehemaligen etwa dreimal im Jahr zusammenkommen und beispielsweise Neuerungen bei den Stadtwerken oder der Biomethananlage Mühlacker besichtigen. Und auch zur jährlichen Hocketse für die Belegschaft der Stadtwerke werden die Senioren eingeladen. Claudia Keller
Meilensteine der SWM
• 1972: Anschluss an die Bodenseewasserversorgung
• 1973: Wasserturmeröffnung / Übernahme
• 1973: Hallenbaderöffnung / Übernahme
• 1975: Eintragung der Stadtwerke Mühlacker als GmbH, 27.06.1975
• 1975: Übernahme Flusskraftwerk Mühlacker
• 1985: Erweiterung Lagerhalle
• 1987: Erschließung Illingen mit Gas
• 1988: Stromkonzession Netzübernahme Lomersheim
• 1998: Beginn Liberalisierung des Energiemarktes in Deutschland
• 1999: Übernahme Gaskonzession Enzberg
• 1999: Gründung Südwestdeutsche Stromhandels GmbH
• 2001: Erschließung Gasversorgung Mühlhausen
• 2002: Anbindung an die terranets bw, Bau Gashochdruckleitung nach Wiernsheim
• 2002: Kauf Flusskraftwerk Lomersheim
• 2003: Übernahme/Gründung Stadtbus Mühlacker, Erweiterung 2009
• 2005: Neubau Verwaltungsgebäude
• 2007: Bau und Eröffnung der Biomethananlage Mühlacker
• 2009: Stromkonzession, Netzübernahme Lienzingen
• 2011: Gründung Bürger-Energie Region Mühlacker eG – SWM als Initiator
• 2011: Entschluss Aufbau einer Mischwasserversorgung
• 2011: Umbau Flusskraftwerk Mühlacker, Fischtreppe
• 2013: Versorgung der Ortsteile mit FTTC-Breitband
• 2013: Umbau Flusskraftwerk Lomersheim, Fischtreppe
• 2014: Neubau Umspannwerk
• 2017: Erschließung des Geschäftsfeldes Ladeinfrastruktur
• 2020: Start ÖPNV mit Hybridbussen
• 2021: Digitalisierung: enzJOY-App, Aufbau Funknetz – LoRaWAN Smart City IoT
• 2022: Road to Zero Emission – Dekarbonisierung bis 2040 (ASEW Stadtwerke-Initiative Klimaschutz)
• 2022: Erweiterung Hochbehälter Stöckach, Mischwasserversorgung und zweite Kammer
• 2022: Förderbescheid flächendeckender Glasfaserausbau mit Baubeginn 2023
• 2022/Start Forschungsprojekt 2023: UpCycling Plus
• 2023: Umbau Hochbehälter Lindach/Wasserturm
• 2024: Zweiter Standort: In den Waldäckern 41
Blick in die Zukunft
• Gründung SWM Service GmbH
• Reversibles Brennstoffzellenkraftwerk auf der Biomethananlage
• Windpark Großglattbach
• Ausbau Ladeinfrastruktur
• Neue Projekte der UpCycling Plus