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Lokales

Ein nahezu magisches Dreieck

Das historische Kleinod bietet nicht nur einen gastronomischen Betrieb, sondern auch ein Hotel mit acht Zimmern

Herzstück der Gastronomie: goldene Akzente im Gastraum erinnern an Faust. Visualisierung: Architekturbüro Göhner & Schrade

Eingebettet zwischen Faust-Museum und Archiv liegt das Geburtshaus des wohl berühmtesten Knittlinger Bürgers Johann Faust. Das Gebäude, das die Stadt nach dem Wegzug der letzten Eigentümerin Hanne Hochwald kaufte, wurde in den vergangenen vier Jahren im Zuge des Sanierungsprogramms „Historische Altstadt“ grundlegend saniert. Im Mai wird der in Knittlingen beheimatete Hagen Wetzel als Pächter in dem historischen Kleinod seinen gastronomischen Betrieb inklusive Hotel mit acht Zimmern eröffnen. Ab sofort bezugsfertig ist bereits das Boarding House nebenan. Unter dem Namen 

„Faust-Appartements“ stehen im Anwesen daneben, nur durch eine Gasse vom Gasthaus getrennt, drei Wohnungen zur temporären Vermietung zur Verfügung. Das Projekt wurde vom Knittlinger Architekturbüro Göhner & Schrade geplant und umgesetzt. Für den Architekten Patric Göhner ist der Auftrag mehr als nur ein Job. „Wir haben seit rund 20 Jahren sehr viel Herzblut in die Innenstadtentwicklung Knittlingens gesteckt. Für mich ist es eine tolle Situation, meine Heimatstadt mitgestalten zu dürfen“, so Göhner, der nicht nur das Knittlinger Freibad, das Parkdeck am Rathaus oder die Freudensteiner Weissachtalhalle realisiert hat, sondern auch die Planung für die Historische Kelter verantwortet. 

Foto: Thomas Rebel
Foto: Thomas Rebel

Die Aufwertung der Marktstraße, wo, laut Göhner, in früheren Jahren sehr viele gastronomische Betriebe zu finden waren, liegt ihm besonders am Herzen. „Unser weltweit einmaliges Faust-Museum zieht zwar Tagesgäste an, aber mit den neuen Übernachtungsmöglichkeiten fördern wir zusätzlich den Tourismus. Und auch für unsere Knittlinger Unternehmen schaffen wir ein wertiges gastronomisches Angebot mit stilvollem Hotelbetrieb. Unsere Bürger wollten wir zum Mitmachen animieren, damit sich in ihnen verankert, welche historischen Schätze wir hier haben, die erhalten werden müssen.“

Und das hat bereits beim Bau funktioniert, denn viele ehrenamtliche Helfer leisteten in den vergangenen Jahren im Rahmen einer eigens für das Projekt gegründeten Bau-Hütte rund 2300 Stunden Arbeit. Zusammen mit einheimischen und auswärtigen Handwerksbetrieben habe man in der schwierigen Corona-Zeit, die von Lieferengpässen und explodierenden Baustoffpreisen geprägt war, viele Überraschungen erlebt. „Die Schäden am Haus, insbesondere an der Fachwerkkonstruktion, waren größer als wir es zunächst vermutet hatten.“ Ein besonderes Schmuckstück ist der alte Gewölbekeller, der noch aus der Zeit vor dem großen Knittlinger Brand von 1692 datiert. „Auch diesen Teil wollen wir, wie alle anderen Räume des Hauses, nutzbar machen. Geplant ist eine kleine Kellerbar für etwa ein Dutzend Gäste“, so der Architekt.

Herzstück der Gastronomie, die im Innenbereich Platz für rund 60 und im Außenbereich für bis zu 80 Gäste bietet, wird ein großer Raum mit Theke und Bar sein, in dem ursprüngliche Materialien aus dem Gebäude wie zum Beispiel Sandstein und Holzbalken wieder neu aufbereitet und verbaut wurden. Die große Fensterfront erinnert an die Nutzung als Scheune, goldene Akzente an Faust selbst, der als Alchemist auch danach strebte, das Edelmetall herzustellen. Eine in den Boden des großen Gastraums versenkte Replik zeigt unter einem Glasboden den 1837 in der Scheune des Geburtshauses gefundenen Giftschrank. Das Original befindet sich im benachbarten Faust-Museum und gibt noch heute Forschern viele Rätsel auf. In diesem magischen Ambiente will Pächter Hagen Wetzel seinen Gästen eine gut bürgerliche Küche bieten. Für die Küche und die barrierefreien sanitäre Anlagen wurde das historische Gebäude um einen modernen Anbau erweitert. Im hinteren Bereich kann man es sich auf der Terrasse gut gehen lassen. Ein angrenzender Spielplatz steht nicht nur Gästen der Gastronomie, sondern allen Kindern zur Verfügung.

Auch in den oberen Stockwerken erinnert alles an den großen Sohn der Stadt. Insgesamt verfügt das Gebäude über acht Hotelzimmer in unterschiedlichen Größen. Im Obergeschoss dreht sich alles um Faust und seine Zeitgenossen aus der Renaissance, so zum Beispiel um Leonardo da Vinci. Im Dachgeschoss werden die vier Elemente, welche sich auch auf Dr. Fausts Giftschrank befinden, in den individuell eingerichteten Zimmern thematisiert. Anja Schröder