Anzeige/Sonderveröffentlichung
Lokales

Urlaub in Deutschland - Rügen - faszinierend zu jeder Jahreszeit

Kreidefelsen und Badestrand

Herrlicher Blick über die Steilküsten. Fotos: Küppers

Von der Nordsee bis ins Allgäu: Der Urlaub vor der Haustüre ist in diesem Jahr angesagt. Zwar machen die Grenzöffnungen vielleicht auch eine Reise nach Spanien, die Türkei oder Griechenland möglich, doch der Urlaub wird bestimmt nicht so sein wie früher. Die Vaihinger Kreiszeitung präsentiert deshalb in einer Serie die besten Ideen für Ferien im eigenen Land. Redakteur Ralph Küppers war mit Bahn, Bus und Wanderschuhen auf Rügen unterwegs und ist seitdem fasziniert von Kreidefels und Steilküste.

Rügen, das ist im landläufigen Bild Ostseestrand und Kreidefels. Rügen ist aber ebensogut auch dunkler Wald, Alleen und Fischbrötchen. Die Insel am nordöstlichen Ende von Deutschland liegt in Sichtweite zu Polen, hat viel zu bieten und eine reiche Geschichte. Und sie ist riesengroß. Bei einer Fläche von mehr als 900 Quadratkilometern – der ganze Kreis Ludwigsburg misst nur knapp 700 Quadratkilometer – ist klar, dass ein Tagesausflug der Insel nie und nimmer gerecht werden kann. Selbst wer seinen Urlaub in der Nähe verbringt und die lange Anfahrt an die Ostsee schon hinter sich hat, sollte mehr als nur eine Stippvisite für Rügen einplanen. Auf Rügen legt man übrigens viel Wert darauf, die größte Insel Deutschlands zu sein, auch wenn sich das Leben dank Anbindung über Eisenbahn- und Autobrücke längst wie auf einer Halbinsel anfühlt. Die Stelle, an der die Brücke von Stralsund aus auf der Insel ankommt, heißt nicht umsonst Altefähr.

Wie manche meiner Urlaubsziele habe ich auch Rügen eher zufällig kennengelernt. „Du wanderst doch gerne. Auf Rügen gibt es eine Wanderung, die ich schon seit Jahren machen will, kommst Du mit?“ Diese Frage von einem Freund, der zudem einen Wohnwagen auf einem der dortigen Campingplätze stehen hat – ich hätte sie einfach nicht mit nein beantworten können. Wir sind den Beweis angetreten, dass sich auch bei insgesamt nur drei freien Tagen die weite Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln – Nachtzug hin, ICE zurück – ganz gut bewältigen lässt. Auf der Insel waren wir dann auf das Busnetz angewiesen, das aber ordentlich ausgebaut ist.

Eine der eindrucksvollsten Ecken von Rügen, zugleich das Wahrzeichen schlechthin, ist die Steilküste mit den Kreidefelsen rund um den Königsstuhl im Nationalpark Jasmund, ganz im Nordosten der Insel. Schon der Weg dorthin kann sich ziehen. Und dabei muss es gar nicht den großen Unterschied ausmachen, ob man sich mit dem eigenen Auto in den Stau stellt, der selbst außerhalb der Hauptsaison auftritt, ob man den Bus nutzt oder sich mit dem Fahrrad auf den Weg macht. Gerade bei Busfahrten ohne Rundumblick ist es eindrucksvoll zu erleben, wie es am hellen Tag von jetzt auf gleich dunkel wird. Schwarzwald wäre auch für die teils dichten Wälder von Rügen ein passender Beiname.

Am Nationalparkzentrum angekommen, gibt es allerlei Wissenswertes in einer Ausstellung zu erfahren. Und es gibt die berühmten Aussichtspunkte. Wer hinunter an den schmalen Strand will, muss aufpassen. Einerseits bröckelt die Küste, so dass vor Jahren angelegte Wege zum Teil gar nicht mehr nutzbar sind. Andererseits ist das kein Ausflug für Träger von Stöckelschuhen oder mit zu viel Höhenangst. Je nach Stelle sind auf dem Weg Hunderte Stufen zu überwinden, teils über Stahlkonstruktionen, Treppen und Leitern – beinahe wie in einer alpinen Klamm, nur eben einseitig mit dem Blick aufs freie Meer. Das Erlebnis ist zumindest in Deutschland einzigartig.

Wir wollten vom Nationalparkzentrum an der Küste entlang – mal oben auf dem Weg, mal unten am Strand – bis nach Sassnitz laufen. Das ist nicht besonders weit, hat auf diese Weise aber viele Höhenmeter. Und weil mein Begleiter ganz sicher wusste, dass es unterwegs eine Einkehrmöglichkeit gibt, hatten wir kaum Proviant dabei. Wie die Esel mit der Karotte vor der Nase zogen wir vorwärts, fanden aber nichts außer Natur. Die war eindrucksvoll – ebenso dann aber auch das Loch im Magen, als wir nach Stunden endlich in Sassnitz ankamen. Der Backfisch in einem kleinen Fischrestaurant, stilecht auf einem alten Kahn im Hafen eingerichtet, wäre aber auch ohne unseren Heißhunger spitze gewesen.

Wer seine Tage auf Rügen als Naturerlebnis gestalten will, hat viele Möglichkeiten dazu. Wer einen Badeurlaub sucht und in der Sonne brutzeln will, hat ebenso viele Möglichkeiten. Und wer es sich gut gehen lassen will, hat in mehr oder weniger mondänen Seebädern ebenfalls freie Auswahl. Rügen ist für jeden Besucher das, was er draus macht – die Vielfalt der Angebote ist ähnlich groß wie die Insel selbst.

Die Ostsee hat im Gegensatz zu Nordsee oder Atlantik mit großen Wellen und kaltem Wasser für viele Menschen eher das Image einer großen Badewanne. Das Bild passt zwar nicht ganz, denn gefährliche Strömungen und bei Wind auch entsprechende Wellen gibt es dort ebenfalls, aber je nach Strandabschnitt kann das Wasser durchaus auch schon vor den Sommerferien wohlig warm sein. So auch vor unserem Campingplatz, wo es sich wahlweise im seichten Uferbereich planschen oder etwas weiter draußen schwimmen lässt.

Sellin und Binz locken an der Küste, Bergen auf Rügen mitten im Inneren der Insel. Die Landschaft präsentiert sich völlig unterschiedlich, und auch die Küste reicht vom steilen Kliff bis zum schier grenzenlosen Strand – wahlweise an der Ostsee oder am Bodden. Und Rügen ist nicht nur im Sommer eine Reise wert. Wenn die Insel im Winter in Eis und Schnee gehüllt ist, ergibt sich eine ganz neue Faszination. Ralph Küppers