Nach vier Jahren Bauzeit, viel Lärm und manchen Unannehmlichkeiten während der Arbeitszeit ist die Sanierung des Rathauses in Illingen abgeschlossen. Inzwischen läuft wieder der Regelbetrieb. Damit ist aus dem Fort Knox von Illingen, wie es ein Bürger mal genannt habe, wieder ein Haus der offenen Türen geworden, so Bürgermeister Armin Pioch, der darüber erleichtert ist, dass die Baumaßnahmen vorüber sind und alles in neuem Glanz erstrahlt - abgesehen vom Sitzungssaal als einziger Ausnahme, weil dieser bereits vor Beginn der Maßnahme modernisiert worden ist.
Das heutige Rathaus ist in den 1970er Jahren erbaut worden und blieb im Wesentlichen bis 2019 unsaniert. „Das gesamte innerstädtische Gebäudeensemble, bestehend aus Rathaus, Wohnungen und Geschäften, ist ein typisches Kind seiner Zeit, den 1970er Jahren“, sagt Architekt Frank Morlock. Charakteristisch dafür seien beispielsweise die weit auskragenden Geschossdecken mit großen Beton Brüstungen oder die Dachlandschaft und ein schlechter Dämmstandard der Gebäudehülle. „Der Gemeinderat, die Verwaltung und auch wir haben uns intensiv damit beschäftigt, wie das Gebäude in die heutige Zeit gestalterisch, energetisch und städtebaulich transportiert werden soll, ohne seinen grundsätzlichen Charakter und seine Verortung in den 1970er Jahren zu verlieren.“
Am Ende waren es fünf Bauabschnitte, in denen das Rathaus umgebaut worden ist. Die ursprüngliche Nutzfläche von 2.220 Quadratmetern wurde dadurch auf 2.700 Quadratmeter erhöht. 900 Quadratmeter Wände und Decken wurden entfernt, rund 950 Quadratmeter neuer Kautschukboden verlegt, über 100 Kernbohrungen für die Technik angebracht und 2.000 Quadratmeter neue Fassade erstellt, so Morlock. Für die Aktualisierung der gesamten Gebäudetechnik seien 27 Kilometer Stromkabel verlegt worden, sowie 11 Kilometer Datenkabel und 1.800 Meter Brandmeldekabel. Durch all diese Maßnahmen ist aus dem rund 50 Jahre alten Gebäude ein modernes Rathaus entstanden, das für die nächsten Jahrzehnte und für die Anforderungen der Zukunft bestens gerüstet ist und dennoch zugleich seine Entstehungszeit nicht verleugnet.“
Infolge der Baumaßnahmen habe vor allem auch der Publikumsverkehr gelitten, sagt Pioch. Die Bürger konnten nicht einfach kommen, solange das Haus noch eine Baustelle gewesen ist. „Die Mitarbeiter mussten dann runterkommen und die Leute abholen“, sagt Pioch. Sicherheit ging eben vor. „Das war eine irrsinnige Belastung für alle“, auch für die Mitarbeiter selbst, die zwischendurch auch umziehen mussten. Er selbst habe sein Büro schon zwei Mal wechseln müssen, obwohl er doch erst zwei Jahre da sei, scherzt er. Und jedes Mal mussten die Akten mitgenommen und neu einsortiert werden. Das sei schon eine große Anstrengung gewesen, räumt der Bürgermeister ein. Irgendwann reiche es dann auch „und jetzt ist es so weit“, freut er sich. „Wir sind jetzt so weit, dass wir sagen können: Wir nehmen jetzt wieder den normalen Betrieb auf.“ Das Rathaus müsse schließlich ein offenes Haus für alle sein, und soll genau das auch wieder werden, betont Pioch.
Ursprünglich war vorgesehen, dass die Maßnahmen 2021 abgeschlossen sind. Corona und Lieferengpässe haben den Zeitplan weit nach hinten gedrückt. „Das eine Gewerk baut auf dem anderen auf“, erklärt Pioch. „Das schaukelt sich irgendwann hoch. Wenn das erste Gewerk nicht voran kommt, dann kann das zweite Gewerk, das darauf aufbaut, nicht anfangen, sondern muss warten, bis das erste fertig ist.“ Vielleicht wäre es mit einer Containerlösung einfacher gewesen, weil das Haus dann einmal von ganz unten bis ganz oben hätte entkernt werden können, aber auch das ist bestenfalls noch eine Fußnote für die Geschichte, jetzt, wo das Rathaus fertig ist und mindestens die nächsten vierzig oder fünfzig Jahre halten soll. Die Endabrechnung liegt übrigens noch nicht vor, wahrscheinlich liegen die Kosten aber bei rund fünf Millionen Euro. Anja Schröder